Freitag, 3. April 2015

Der Sandmann und Coraline

Ein aktuelles Buch, das ich gleich mit dem Sandmann assoziiert habe, ist natürlich The Sandman von Neil Gaiman. Gaiman ist ein englischer Autor von Fantasy und Comics, und die Comic-Serie 'Sandman' ist vielleicht sein berühmtestes Werk. Sogar der gleiche Titel! Ich würde jedoch Der Sandmann mit einem anderen Buch von Neil Gaiman vergleichen: Coraline. Die zwei Bücher haben, nach meiner Meinung, mehrere gemeinsame Themen, und in diesem Text werde ich mich auf zwei Aspekte konzentrieren: die Ansicht, dass Menschen die Möglichkeit haben, gegen das Böse mit ihren eigenen Wahlen zu kämpfen, und die Bedeutung der Augen im Sandmann und in Coraline.





In dem Sandmann hat Nathanael als Kind Angst vor dem Sandmann, „...ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, daß sie blutig zum Kopf herausspringen,...” Der Sandmann ist nur eine Legende, aber Nathanael ist überzeugt, dass in Wirklichkeit der Sandmann und Coppelius, ein Bekannter seines Vaters, derselbe Mann sind. Später, als er schon erwachsen ist, begegnet Nathanael einen Mann, der Coppola heißt. Coppola und Coppelius sind in Nathanaels Gemüt so ähnlich, dass er glaubt, Coppelius/Der Sandmann zurückgekehrt ist. Nathanaels Verlobte Clara findet es heraus, und schreibt einen Brief an Nathanael.

Was ich wichtig in Claras Brief finde, ist ihr Verständnis des Geistes. Sie schreibt: 

„Gibt es eine dunkle Macht, die so recht feindlich und verräterisch einen Faden in unser Inneres legt, woran sie uns dann festpackt und fortzieht auf einem gefahrvollen verderblichen Wege, den wir sonst nicht betreten haben würden - gibt es eine solche Macht, so muß sie in uns sich, wie wir selbst gestalten, ja unser Selbst werden; denn nur so glauben wir an sie und räumen ihr den Platz ein, dessen sie bedarf, um jenes geheime Werk zu vollbringen. Haben wir festen, durch das heitre Leben gestärkten, Sinn genug, um fremdes feindliches Einwirken als solches stets zu erkennen und den Weg, in den uns Neigung und Beruf geschoben, ruhigen Schrittes zu verfolgen, so geht wohl jene unheimliche Macht unter in dem vergeblichen Ringen nach der Gestaltung, die unser eignes Spiegelbild sein sollte.” 

Clara will also nicht denken, dass Nathanael keine Chance hat, seine eigenen Gedanken zu kontrollieren. Sie ist, nach meiner Meinung, sehr ähnlich wie das junge Mädchen Coraline, in Gaimans Buch mit dem gleichen Namen.

Am Anfang der Geschichte, ist Coraline in ein neues Haus mit ihrer Familie gezogen, und fühlt sich dort ein bisschen gelangweilt. Sie wandert rund um das Haus, und einen Tag findet sie eine neue Tür, die sie zu einer Parallelwelt führt. Hinter der Tür findet sie ein Duplikat ihres Hauses, wo alles familiär aussieht. Sie kann zum Beispiel ihr eigenes Zimmer finden. Aber als die Geschichte weiter geht, wird Coraline erfahren, dass vielleicht es zu gut um wahr zu sein ist. Ihre Eltern sind ja auch da, aber sie haben schwarze knöpfe für Augen. (Die gleiche Augenmotiv ist im Sandmann deutlich). Und obwohl sie versprechen, Coraline schöne Dinge zu geben, weißt Coraline, dass sie einen Weg zurück nach Hause finden muss.



Coraline wurde kritisiert, weil manche Leute dachten, das Buch Kindern zu schauerlich war. Autor Neil Gaiman sagt aber in einem Interview (Videolink unten), dass wir brauchen Kindern nicht zu erzählen, dass es gefährliche Dinge in der Welt gibt. Sie wissen es schon. Was aber wichtig ist, ist sie zu lehren, dass die gefährlichen Dinge überwunden werden können. Deswegen hat er Coraline keine Zauberkräfte geben wollte, und nur durch die Nutzung ihrer Intelligenz und Tapferkeit, wird Coraline ihren Weg nach ihrem eigenen Haus finden.







Manchmal fühlt man sich ohnmähtig vor schräcklichen Dingen. Aber nach Clara im Sandmann und nach Coraline, hat die Psyche die größte Macht. Im Sandmann ist es eigentlich nicht klar, ob die Erfahrungen Nathanaels wahr oder nur Vorstellungen sind. Meiner Meinung nach hat Nathanael erlaubt, seine Albträume ihn zu besiegen, und war deswegen nicht nur ein Opfer sondern auch ein Mittel sein eigener Zerstörung.  




(Die Bilder: http://bilder.buecher.de/produkte/35/35088/35088991z.jpg, http://www.illustrationcupboard.com/exhibition_illustrations.aspx?eId=193&ePage=0)













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